Digitaldruck | Grafisch, 2D

Cyberangriff lähmte Marabu

 Lösegeldforderungen, blockierte Datenverarbeitung – Cyberangriff. Heute kommen Einbrecher seltener durch das Firmentor als über die IP-Verbindung. Der Schaden, den Cyberangriffe anrichten können, ist enorm. Der Druckfarbenhersteller Marabu wurde in der Nacht zum 29.11.2019 Opfer einer solchen, gezielten Cyberattacke. Die Sicherheitsroutinen des Unternehmens haben daraufhin alle Systeme - auch bei Tochtergesellschaften - weltweit heruntergefahren. In Folge war das Unternehmen Marabu sechs Tage lang mehr oder weniger von der Außenwelt abgeschnitten, da neben E-Mail und Internet auch Telefone und Faxgeräte ohne Netzwerkanbindung nicht funktionierten.

Cyberangriffe sind heute mindestens so gefährlich wie Einbrecher, die durch Tür oder Fenster eindringen
Cyberangriffe sind für viele Unternehmen eine Gefahr, auf die sie schlecht vorbereitet sind

Bei Marabu war man offensichtlich auf solche Angriffe vorbereitet und musste trotz aller Maßnahmen umfangreiche Probleme lösen. "Obwohl unsere gut ausgearbeiteten Notfallpläne und Sicherheitssysteme funktionierten, konnte nicht aufgehalten werden, dass Teile der Daten auf unseren Servern verschlüsselt und somit zunächst unbrauchbar für uns wurden", so Stefan Würtemberger, CIO Marabu. Das Bundeskriminalamt wurde umgehend informiert und stand permanent beratend zur Seite. Die Ermittlungen dauern allerdings noch an.

"Für uns war es eine Grundsatzentscheidung, nicht auf mögliche Lösegeldforderungen einzugehen, sondern alles daran zu setzten, die Systeme aus eigener Kraft wiederherzustellen. Hierfür haben wir auch bewusst in Kauf genommen, dass in vielen Bereichen von Hand gearbeitet werden musste, wo sonst EDV-Prozesse unterstützen", betonte York Boeder, CEO Marabu.

Die Marabu-Mitarbeiter in Produktion und Entwicklung konnten ihre Arbeit weitestgehend fortsetzen. Mit Papierlisten und Kopien wusste man sich schnell zu helfen. "Die Bereitschaft in der gesamten Belegschaft zu improvisieren und mit anzupacken war überwältigend", erklärt Rolf Simon, Geschäftsführender Gesellschafter bei Marabu.

Die Herstellung aller Daten wird Marabu und seine IT Dienstleister noch eine Weile beschäftigen. Insbesondere die Verbindung der Tochtergesellschaften dauert noch an. "Die Belastung der letzten Tage war für die internen und externen Mitarbeiter immens. Jetzt sind wir aber sicher, dass sich die Tag- und Nachtarbeit gelohnt hat und wir es aus eigener Kraft wieder hinbekommen," bekräftigt Würtemberger. "Und wir haben noch einmal dazugelernt. Auch wenn es keine vollkommene Absicherung gibt, so sind wir aufgrund der Erfahrungen aus der aktuellen Cyberattacke überzeugt, wäre ein Angriff in dieser Form kein zweites Mal möglich."

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