Werkhaus - ein Waschsalon als Messestand - natürlich mit Hilfe des Digitaldrucks
Auf der Frankfurter Buchmesse 2012 zog eine liebevoll gestaltete Wäscherei nicht nur das Fachpublikum an, sondern begeisterte auch „ganz private“ Bücherfreunde. Der ungewöhnliche Stand warb für die Display-Linie eines ganz besonderen Unternehmens aus Bad Bodenteich.
Waschmaschinen, Wäschekörbe, Einkaufswagen – dazwischen farbenprächtige Displays in Form von Rennwagen, Giraffen oder mit fröhlichen Monstern gekrönt: der Werkhaus-Stand in der Halle 4.0 der Frankfurter Buchmesse 2012 lud zum Staunen und Schauen ein. Für ihren Bau werden weder Schrauben noch Leim benötigt: Man steckt sie einfach zusammen, die Sicherung erfolgt über starke Gummiringe nach dem Original Werkhaus Stecksystem, so erklärt Geschäftsführerin Eva Danneberg. Sie gründete zusammen mit ihrem Mann, dem Designer Holger Danneberg, schon Mitte der Achtziger Jahre ein Vorläuferunternehmen zur Produktion von Kaleidoskopen. Bis heute sind die „Schönbildgucker“, so die Übersetzung des Wortes aus dem Griechischen, sowie andere optische Spielzeuge ein wichtiger Teil der 1992 gegründeten Werkhaus GmbH. Das Portfolio hat sich mit den Jahren jedoch erheblich verbreitert: neben Möbeln für Erwachsene und Kinder, Wohn-Accessoires und Büro-Ordnungssystemen wurden in den letzten Jahren der Bau hochwertiger Abverkaufs-Displays sowie umweltschonender Messestände immer wichtiger. Der Display-Bereich erwirtschaftet inzwischen rund 70% des Umsatzes von gut 2,5 Millionen Euro. Rund 150 Mitarbeiter sind in einem umgebauten, 6.000 qm großen Kasernengelände im niedersächsischen Bad Bodenteich beschäftigt. Die Produktion erfolgt komplett in Deutschland, soziale Verantwortung wird dabei großgeschrieben: Rund 15% der Beschäftigten sind Azubis, 15% Menschen mit Behinderungen. Der Großteil der Belegschaft arbeitet in Produktion und Produktentwicklung, das Team ist trotz der ländlichen Lage ausgesprochen international und setzt sich aus Mitgliedern aus fast einem Dutzend Nationalitäten zusammen. Auch der ökologische Gedanke ist seit der Gründung fest in der Unternehmens-DNA verankert: Werkhaus verwendet für seine Produkte Mitteldichten-Holzfaserplatten (MDF) in E1-Qualität. Diese bestehen aus Recycling- und Durchforstungs-Holz, Produktionsreste werden im eigenem Holzheizwerk verwertet.
Digitaldruck: Modernste Produktion für wenig Abfall
Viel Abfall fällt allerdings nicht an, denn die Formteile schneidet man per Laser aus optimal genutzten Platten aus. Die Designs für Großserien werden meist im Sieb- oder Offsetdruck hergestellt, wo es möglich ist, erfolgt die Oberflächenbehandlung durch natürliche Öle, Wachse und Farbkonzentrate, die ungiftig und spielzeuggeeignet sind. Für Messestände und kundenspezifische Displays in Kleinserien kommt jedoch immer häufiger UV-Direktdruck auf Platte zum Einsatz. Dieser wird jedoch nicht in Bad Bodenteich hergestellt, sondern seit 2008 von der Strate Druck GmbH & Co. KG in Lage zugeliefert. Das 1981 als Siebdruckerei gegründete Unternehmen verfügt bis heute über zwei großformatige Fünffarben-UV-Linien und unterschiedlichste Digitaldrucksysteme. Für den Druck der Werkhaus-Teile verlassen sich die Geschäftsführer Jan und Piet Strate mit ihrem 60-köpfigen Team auf eine Inca Spyder, die Platten bis 1600 x 3200 mm und 50 mm Dicke bedruckt, eine Inca Onset S40i sowie eine SwissQ Impala mit Weiß-Option, Primer- und Lack-Auftrag. Sie verarbeitet Platten bis 2,50 m Breite sowie Rollenmaterial. Digital wird bei Strate schon seit 2003 gedruckt, die heutige Maschinengeneration arbeitet mit UV-härtenden Farben, die keine leicht flüchtigen Lösemittel an die Umgebungsluft abgeben. „Wir erhalten die Werkhaus-Aufträge zum großen Teil bereits vorgeschnitten, da alle unsere Maschinen randabfallend drucken können“, erklärt Jan State. „Wenn wir für Werkhaus oder andere Kunden konturgeschnittene Stücke herstellen, kommt unser Zünd G3-Cutter mit Schneide- und Fräsköpfen zum Einsatz.“
Immer neue Ideen, dank Inkjet-Druck ab Stückzahl 1 realisierbar
Langweilig sollte es dabei weder den Werkhaus-Mitarbeitern noch ihren Zulieferern werden: Holger Danneberg und sein 15-köpfiges Team erfinden immer neue Produkte für Endkunden, die im Online-Shop des Unternehmens, bei 2.000 Fachhändlern weltweit sowie in eigenen Läden in Hamburg und Berlin zu haben sind. Doch auch Standard-Displays können von Geschäftskunden und Resellern online bezogen werden. Und dann gibt es ja noch die Einzelanfertigungen – auch wenn nicht jede so spektakulär sein kann wie der Stand auf der Frankfurter Buchmesse. Die Kundenliste liest sich jedoch ausgesprochen eindrucksvoll – sie reicht von A wie Adidas über Marc O'Polo, Sony und Tupperware bis Z wie Zotter.