Mit „The Beast“ alles anders machen
Die Auftragslage ist fragil, die Planbarkeit in der Druckbranche teils leider nicht gegeben. Dennoch investieren einzelnen Druckdienstleister in neue Drucksysteme. Das ist wie bei der Börse, bei dem der DAX aktuell Rekordhöhen erklimmt, weil alle ahnen, dass sich der Investitionsstau bald lösen wird. Mit dem neuen Jeti Tauro H3300 UHS (Ultra High Speed) können erfolgreiche Druckdienstleister die zu erwartenden Marktbelebung mit neuen Kapazitäten nutzen, um ihre Position weiter zu festigen. Ein Gespräch mit Stephan Gilleßen, Verkaufsleiter Inkjet bei AGFA für die DACH-Region.
?Der Jeti Tauro H3300 UHS LED für Druckbreiten bis 3,3 m und Vier- oder Sechsfarbendruck wurde bei der Online-Vorstellung im März diesen Jahres als „The Beast“ bezeichnet. 600 m2/h sind in der Tat eine Dimension, die im Inkjetmarkt aufhorchen lässt. Die Tauro-Familie und ihre verschiedenen leistungsstarken Drucker hast Du teilweise schon recht erfolgreich bei den Druckdienstleistern platzieren können. Dass „The Beast“ nochmals um 30% schneller sein wird, führt zu der Frage, war die Stundenleistung nicht bisher schon für die meisten Druckdienstleister gelöst? Weitaus schwieriger wird es doch, ein solches System sinnvoll auszulasten. Oder hat sich durch die Pandemie da etwas geändert?
GILLESSEN: Erfreulicherweise bei einzelnen Unternehmen ja. Pandemiebedingt haben eine ganze Reihe von Unternehmen im klassischen Großformat-Segment mehr Zeit als ihnen lieb ist. Und da kommen ganz erstaunliche Ideen auf. Einer meiner Kunden beispielsweise kam auf die sinnstiftende Idee, mal den gesamten Produktionsbetrieb aufzuräumen und strategisch neu zu organisieren. Betrachtet man die Dynamik, wie die Unternehmen in den vergangenen 20 Jahren teils extrem gewachsen sind, so wurden in der Nutzung vorhandener Flächen in vielen Betrieben immer wieder Kompromisse geschlossen. Da wurden alte Maschinen gegen neue ausgetauscht, ohne dass der letztlich erforderliche Platz an dieser Stelle wirklich ausreichend gewesen wäre. Solche Kompromisse wirken langfristig wie Sand im Workflow. Ein Unternehmen neu zu organisieren bringt ohne extreme Investitionen schon spürbare Verbesserungen.
…von denen weder der Druckdienstleister selbst noch der Hersteller von Druckern und Tinten nicht zwingend leben kann. Wie steht es aktuell um die Investitionsbereitschaft im Lockdown?
GILLESSEN: Im Einzelfall sehr gut. So habe ich im Kundenkreis einen Siebdruckbetrieb, der vor wenigen Wochen zwei ältere Inkjet-Systeme gegen zwei neue, leistungsstarke Tauro getauscht hat. Das Unternehmen mit starker Siebdruck-Tradition handelte unter dem Motto: „Wenn ich jetzt die Maschinen austausche, kann ich bei steigender Auslastung die Kapazitäten elegant nutzen und kann meine Mitarbeiter an den neuen Maschinen solide einarbeiten. Gleichzeitig schaffe ich mir die Kapazität, um auch umfangreiche Auftrage anzunehmen und andererseits gewinne ich die Produktionssicherheit“, denn die Tauro-Hybrid-Systeme für Rolle-zu Rolle und für Plattendruck sind im Alltag eines Druckdienstleisters exzellent einsetzbar.
? Bewährt es sich, die Leistungsfähigkeit der Großformatdrucker so immens zu steigern oder ist dies nur ein Selbstzweck der Entwickler?
GILLESSEN: Wir haben aufgrund von Kundengesprächen unseren Produktentwicklern schon 2019 erklärt, dass die Kombination von Qualität und Geschwindigkeit das ist, was uns die Zukunft sichert. Diese Zäsur durch die Pandemie hat genau diese Überlegung auch bei den Druckdienstleistern wieder in den Vordergrund gerückt. Eine Vielzahl von Maschinen, wie es sich vor einigen Jahren mal darstellte, ist für effiziente Produktion nicht die Zukunft. Die Erfolgsformel für die Phase nach Ende des Lockdowns und der zu erwartenden Marktbelebung heißt Geschwindigkeit und Qualität. Wenn solche neuen, leistungsstarken Systeme wie der Tauro installiert werden, dann werden oftmals mehrere Drucker überflüssig. Das schafft Platz auf der meist eng gewordenen Produktionsfläche. Zudem sinken meist die Servicekosten. So haben wir einen Kunden, der seinen Betrieb in vier Produktions-Klassen unterteilt hat. Das Kleinformat bis 160 cm Druckbreite wurde bei einer Umstrukturierung zugunsten eines Tauro gewissermaßen in die Großformat-Klasse integriert. Die bisherigen „Kleinformat“-Jobs laufen auf dem Tauro mit und die bisherigen Kleinformat-Maschinen gehen in den Verkauf. Das heißt, eine schnelle Maschine wie der Tauro, dessen hohe Qualität in Kombination mit flexibler Nutzung als Hybrid-Drucker für Rolle-zu-Rolle und für Plattendruck wird zur Trumpfkarte für den Druckdienstleister.
? Zudem gibt es Branchen, denen die Inkjet-Drucker leider bisher zu langsam waren. Stichwort Verpackungsdruck.
GILLESSEN: Eine faszinierend andere Situation, denn im Verpackungsdruck kennt man keine Umsatzeinbrüche durch die Pandemie, im Gegenteil. Und doch werden noch immer wenige Verpackungen in Inkjetverfahren produziert. In der Vergangenheit verwiesen die Verpackungsdrucker gerne darauf, dass eine Stundenleistung wie im Inkjetdruck nur für spezielle Anforderungen, beispielsweise Testverpackungen, sinnvoll ist. Jetzt, da wir mit „The Beast“ in Sachen Geschwindigkeit für die Verpackungsdrucker interessant werden, bleibt nur noch die Frage, wann kommt ihr mit wasserbasierenden Tinten? Dass daran konzentriert gearbeitet wird, brauche ich nicht zu betonen. Das heißt, der Verpackungsdruck nimmt die Hersteller der Inkjet-Systeme sehr wohl wahr, nutzt allerdings seinen Maschinenpark verständlicherweise auch so lange, bis eine Ersatzinvestition unumgänglich ist.
? Wer sich derzeit über die aufgezeigten Möglichkeiten hinaus tiefergehend interessiert, für den hat AGFA spezielle Service-Leistungen aufgebaut, um Pandemie-konform zu handeln. Früher ließ man sich zu einer Demo einladen. Wie läuft das derzeit bei AGFA?
GILLESSEN: Unsere Video-Demonstrationen helfen sehr gut weiter, letztlich genügt eine Mail an mich, um derartiges anzubahnen. Und eines möchte ich Allen im Markt bewusst machen: Wir wissen alle nicht, ab wann sich der Markt belebt, wir wissen alle nicht, wie schnell dies geschieht. Ich weiß nur eines: Wer seine Hausaufgaben jetzt abarbeitet, kann sich später intensiv ums Geschäft kümmern. Das was der DAX beispielsweise mit einem Allzeithoch von über 15.000 Punkten aktuell abbildet, ist nicht die aktuelle Situation in der Wirtschaft, aber das ist die Projektion auf die zu erwartende Belebung.
Das Interview führte Hermann Will
Die Tauro-Familie
Im Frühjahr 2018 stellte Agfa den ersten Jeti Tauro H3300 vor. Diese High-End-Hybrid-Großformat-Drucksysteme helfen seitdem Druckdienstleistern auf der ganzen Welt, ihr Geschäft effizienter zu gestalten und neue Aufträge zu akquirieren. Die Jeti Tauro H3300-Reihe umfasst jetzt:
• das ursprüngliche Modell Jeti Tauro H3300 LED, das in einer 4- und einer 6-Farben-Version erhältlich ist, wobei das Erstere auf Geschwindigkeit und das Letztere auf Top-Qualität ausgerichtet ist.
• das 'Einstiegsmodell' Jeti Tauro H3300 S, das im Herbst 2020 eingeführt wurde und einen attraktiven Wachstumspfad für Druckdienstleister darstellt. Er ermöglicht es ihnen, ihre Möglichkeiten zu erweitern, da er auf die Geschwindigkeit des ursprünglichen Modells aufgerüstet werden kann.
• das neue Top-Modell Jeti Tauro H3300 UHS LED.
Alle Jeti Tauro H3300 LED-Drucker können in verschiedenen Konfigurationen für den Platten-, Bogen- und Rollen-Druck eingesetzt werden.