Welches Spektralphotometer brauchen Sie?
Nicht immer stehen Farbprofile für die besonderen Anwendungen zur Verfügung. Dann heißt es Farbfelder selber ausdrucken, einmessen und Profile berechnen lassen. Doch auch ohne die Notwendigkeit eigener Profile gibt es das Thema Qualitätskontrolle. Liegt der Kunde mit seiner Reklamation falsch, oder stimmen die Farben tatsächlich nicht? Ein Spektralphotometer ist letztlich heute im Alltag des Druckdienstleisters unverzichtbar. Doch welches Spektralphotometer genügt den Anforderungen im Large Format-Printing, denn sicher ist, Farbe ist nicht immer gleich Farbe, das spielen auch die Betrachtungsumstände und das Spektrum des Betrachtungslichtes eine Rolle? Ein Beitrag von Paul Lindström.
Ohne Farbmessung kann es keine Qualitätskontrolle geben, und das für solche Messungen im Grafikbereich erforderliche Instrument ist ein Spektralphotometer, das im Untzerschied zum Densitometer, das nur die Dichte misst, auch die spektrale Zusammensetzung von Farbe bewertet. Es gibt verschiedene Spektralphotometer einer handvoll Hersteller zur Farbmessung.
Ein Spektralphotometer kann, wie der Name vermuten lässt, die spektrale Zusammensetzung von Licht erfassen und messen und die Ergebnisse in farbbezogene Daten umwandeln. Es gibt verschiedene Arten von Farbdaten, aber im Laufe der Jahre ist die Kodierung von Farbdaten im CIELab-Format Standard geworden. Der Vorteil von CIELab ist, dass es geräteunabhängig ist, während Farbdaten im CMYK oder RGB-Farbraum letztlich auch geräteabhängig sind. Im angewandten Farbmanagement verwenden wir ICC-Profile, um die Eigenschaften von Grafikgeräten zu beschreiben, sei es Monitor, Scanner oder Farbdrucker. Monitore können Sie mit einem preiswerten Kolorimeter wie Spyder X kalibrieren. Um jedoch Farbdrucker zu kalibrieren und charakterisieren, benötigen Sie ein gutes Spektralphotometer. Wenn Sie vor dem Senden von Dateien zum Drucken ein eigenes Proofing durchführen möchten, müssen Sie auf jeden Fall weiterlesen.
Für welche Medien benötigen Sie Ihr Spektralphotometer?
Auf was sollten Sie nun achten, wenn Sie ein Spektralphotometer kaufen? Der vermutlich wichtigste Aspekt ist, dass das Spektralphotometer für die Art des zu messenden Substrats geeignet ist. Bei der Verwendung von digitalen Universalgeräten haben Sie die Möglichkeit, auf einer extrem breiten Palette von Substraten zu drucken und zu messen: Auf Papier oder Vinyl, auf transparenten Materialien wie Glas oder Plexiglas (Polymethylmethacrylat oder Acrylglas) oder Holz, Stoff und Metall. Nicht jedes Spektralphotometer kann alle Arten von Substraten messen. Wenn Sie zum Beispiel auf transparenten Substraten messen möchten, benötigen Sie eine Hintergrundbeleuchtung, doch nur wenige Geräte bieten diese Funktion. Ein weiteres heikles Substrat ist Metall oder mit Metallic-Druckfarben bedruckte Medien. In diesem Fall benötigen Sie möglicherweise ein Spektralphotometer mit der sogenannten Sphere-Technologie, bei der Proben von vielen Betrachtungspunkten aus gemessen werden.
Lichtmessung auf bedruckten Textilien oder Teppichen stellen wiederum ganz andere Anforderungen. Da es sich um Materialien mit sehr unebenen Strukturen handelt, benötigen Sie entweder ein Spektralphotometer mit einer sehr großen Messöffnung (Blende) oder ein Gerät, das im Scanmodus arbeiten kann. Wenn Sie beim messen auf unebenen Flächen eine große Blende verwenden, erhalten Sie Messungen über einen größeren Bereich. Letztlich erzielen Sie gemittelte Werte, die allerdings das visuelle Erscheinungsbild gut darstellen. Im Scanmodus generiere Sie viele Abtastwerte über einen bestimmten Bereich und erhalten ebenfalls durchaus repräsentative Messungen
Für Profis: Barbieri, Konica Minolta Sensors, Techkon und X-Rite
Sobald Sie entscheiden, welche Arten von Bedruckstoff Sie messen möchten, legen Sie die ersten Kriterien für das von Ihnen benötigte Spektralphotometer fest. Für herkömmliche Substrate wie Papier und Vinyl eignen sich die meisten auf dem Markt erhältlichen Spektralphotometer. Zu den bekannteren Herstellern im Grafikbereich zählen Barbieri, Konica Minolta Sensors, Techkon und X-Rite. Die Geräte dieser Unternehmen unterscheiden sich dann je nach Geschwindigkeit, Genauigkeit und besonderen Merkmalen im Preis. Für transparente Substrate benötigen Sie ein Spektralphotometer mit Hintergrundbeleuchtung. Solche Geräte sind auf dem Markt nicht üblich. Für schwierige Substrate wie Metall oder Drucke mit Metallic-Tinten benötigen Sie ein Spektralphotometer mit Kugeltechnologie.
Spektralphotometer: Qualität, Geschwindigkeit und Preis
Wenn Sie die Auswahl der möglichen Spektralphotometer auf die Typen beschränkt haben, die die Messung der am häufigsten verwendeten Substrate in Ihrem Workflow unterstützen, müssen Sie die Anzahl der Messungen pro Tag, Woche oder Monat berücksichtigen. Je mehr Messungen Sie durchführen, desto wichtiger ist die Geschwindigkeit, mit der das Spektralphotometer arbeitet. Und es kann durchaus erhebliche Unterschiede zwischen Fabrikaten und Modellen geben. Wenn Sie Referenztestdiagramme messen, um qualitativ hochwertige ICC-Profile für ein bestimmtes Gerät zu erstellen, müssen Sie möglicherweise mehrere Testdiagramme mit bis zu 1500 Patches oder mehr messen. Dies ist mit einem Handspektralphotometer, das den Scanmodus nicht unterstützt, nahezu unmöglich oder eine Aufgabe, mit der sie einen halben Tag verbringen. Wirtschaftlich wird dies nicht sein!
Ein Qualitätsfaktor für die Entscheidungsfindung ist das Abtastintervall und wieviel des Farbspektrums wirklich gemessen werden kann. Das sichtbare Spektrum, die für das menschliche Auge sichtbaren Welenlängen also, reichen von etwa 380 Nanometern (nm) bis zu 740 Nanometern. Bei und unter 380 Nanometern liegt der ultraviolette Teil des Spektrums, und oberhalb von 740 Nanometern befinden wir uns im nahen Infrarot (IR). Alle Spektralphotometer ermitteln nur in bestimmten Intervallen Messwerte. Sinnvoll sind Intervallschritte von 10 Nanometer.
Billiges Spektralphotometer kann teuer werden
Weitere Qualitätsaspekte betreffen die Genauigkeit oder Steruung, aber auch die Wiederholbarkeit zwischen Messungen sowie die erwartete Wiederholbarkeit zwischen verschiedenen Spektralphotometern desselben Modells. Letzteres wird als Interinstrumenten-Vereinbarung bezeichnet und ist wichtig, wenn mehrere Spektralphotometer für die Qualitätskontrolle in der Druckerflotte oder zwischen Druckdienstleister und Druckereikunden verwendet werden. Grundlage einer seriösen Qualitätskontrolle ist die Genauigkeit der Messungen sowie die Sicherheit, dass andere Personen mit einem anderen Modell oder Typ eines Spektralphotometers diese Messungen mit gleichen Ergebnissen wiederholen können.Können Sie es sich leisten billig zu kaufen? Letztlich kann sich Sparsamkeit als teuer erweisen, wenn sich das Spektralphotometer als zu langsam oder nicht genau genug erweist. Was zählt, ist die Gesamtbetrachtung aus Anschaffungspreis und Nutzungs-Ergebnis.
Software und Besonderheiten
Nachdem die Kernspezifikationen für Ihr zukünftiges Spektralphotometer festgelegt wurden, gibt es einige zusätzliche Funktionen und Funktionen, die Sie berücksichtigen sollten, bevor Sie Ihre endgültige Entscheidung treffen. Wichtig für Sie ist die Bediensoftware, da gibt es leider auch persönliche Empfindungen. In den allermeistenfällen werden sowohl Windows- als auch Mac-Anewendungen unterstützt. Prüfen Sie bitte auch: Gibt es zur Software ein interaktives Handbuch? Wenn es sich um ein Handheld-Gerät mit einem eingebauten Display handelt, prüfen Sie bitte ob die Symbole und Text leicht lesbar sind. Eine praktische Funktion ist die drahtlose Verbindung und Datenübertragung. Wird dies unterstützt? Kabelgebundene Geräte sind der Standard, doch bei Sonderanwendungen kann dieses hinderlich sein.
Medien mit Weißmacher: M1-Modus (ISO 13655)
Ein Merkmal, das in den letzten Jahren immer wichtiger geworden ist, ist die Fähigkeit des eingebauten Sensors, einen großen Teil des Spektrums im und nahe dem UV-Licht zu messen. Dies ist darauf zurückzuführen, dass viele Papiertypen heute optische Aufheller (OBAs) enthalten, die mit der UV-Komponente der Lichtquelle aktiviert werden. Viele ältere Spektralphotometer haben nur eine Halogenlampenlichtquelle, die die UV-Wellenlängen im reflektierten Licht vom bedruckten Substrat nicht erkennen kann. In technischer Hinsicht werden diese neu entwickelten Spektralphotometer oft als solche bezeichnet, die im M1-Modus arbeiten können, so wie in ISO 13655 definiert. Diese Norm legt fest, wie Spektralphotometer arbeiten sollen. Es ist nicht möglich, genaue ICC-Profile für Substrate mit hohen OBA-Mengen zu erstellen, wenn Ihr Spektralphotometer den M1-Messmodus nicht unterstützt.
Eine weitere Sache, auf die Sie in der Bediensoftware achten sollten, ist eine zuverlässige Farbbibliothek für bekannte Tintenstandards wie die Pantone-Sonderfarben. In Bezug auf Schmuckfarben werden immer häufiger Referenzwerte im Color eXchange-Format (CxF) angegeben. Daher sollte die Steuerungssoftware CxF-Daten exportieren und importieren können.
Spektralphotometer auch als Densitometer nutzbar
Technisch gesehen möchten Sie vielleicht Ihr Spektralphotometer als Densitometer verwenden, wozu es fähig sein sollte. Bei der Messung von nasser Tinte möchten Sie wahrscheinlich einen Polarisationsfilter verwenden. In diesem Fall sollten Sie prüfen, ob Ihr Spektralphotometer über einen Polarisationsfilter verfügt oder mit einem solchen gekoppelt werden kann. Andernfalls erhalten Sie möglicherweise keine zuverlässigen densitometrischen Messungen.
Der richtige Umgang mit einem Spektralphotometer ist der Schlüssel zum angewandten Farbmanagement und der Weg zur effizienten Qualitätskontrolle von Drucksachen. Wählen Sie Ihr Spektrophotometer gut aus, und es wird Ihnen in den nächsten Jahren gute Dienste leisten.
Bezugsuelle Barbieri Spectro LfP qb: www.inimap.de