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LFP Grundlagen: Abdeckpapiere bei Selbstklebefolien

Das Abdeckpapier ist ein wesentlicher Bestandteil von Klebefolien. Es sorgt für Stabilität bei der Herstellung, während des Transports und bei der Verarbeitung.

Oft findet man für Abdeckpapiere auch die Bezeichnungen Silikonpapier, Trägerpapier oder das englische Wort „Liner“, die jedoch alle das gleiche beschreiben. Das Abdeckpapier ist der Träger für eine Vielzahl von selbstklebenden Materialien wie etwa Etiketten in der Industrie, Papieren im Digitaldruck und Kunststofffolien in der Werbetechnik. Da das Abdeckpapier während des Arbeitsablaufs weggeworfen wird, wird es oft a triviales Verbrauchsmaterial angesehen. Man kann aber nicht genug betonen, dass das Abdeckpapier ein kritischer Faktor ist, der wesentlich zum Resultat und zur schnellen und sicheren Übertragung einer Klebefolie auf den Untergrund beiträgt.

Abdeckpapier ist nicht gleich Abdeckpapier

Als Trägermaterial für selbstklebende Folien besteht Abdeckpapier aus einem Basismaterial, das auf der Kleberseite mit Silikon beschichtet ist, damit die Folie ablösbar bleibt und nicht mit dem Träger verklebt. Silikon ist wasserabweisend und unempfindlich gegenüber den Restlösungsmitteln im Kleber und hat eine besonders glatte Oberfläche, so dass die Oberflächenhaftung besonders gering ist und die Folie leicht ablösbar bleibt. Abdeckpapier wird nach Flächengewicht kategorisiert. Die gebräuchliche metrische Maßeinheit für das Flächengewicht einer Papiersorte ist Gramm pro Quadratmeter (g/ m²). Das Flächengewicht gibt das Gewicht (oder richtiger: die Masse) eines Papiers in Abhängigkeit von der Fläche an. In der Papierindustrie und in der Werbetechnik wird das Flächengewicht von Papier auch als Grammatur bezeichnet. In den USA und auch auf japanischen Produkten findet man oft Angaben in Pfund (z.B. 20lb).

In diesem Fall wird die Grammatur als Gewicht in Pfund pro Ries von 500 Bögen im Standardformat 22½ × 28½ Zoll ausgedrückt. Obwohl als Abdeckpapier eine Vielzahl von Materialien zum Einsatz kommt, ist tatsächlich Papier das am meisten verbreitete. Das bekannte Kraftpapier ist eine Papiersorte mit besonders hoher Zugfestigkeit, die der mechanischen Beanspruchung in Druckern und Schneideplottern gerecht wird. Die Zugfestigkeit gibt, an welche Kraft bei einem gegebenen Profilquerschnitt benötigt wird, um ein Material zum Reißen zu bringen. Sie wird in N/mm² gemessen und ist abhängig von der Beschaffenheit und vom Flächengewicht des Papiers. Um hohe Festigkeiten zu erreichen, werden als Rohstoff für die Zellstoffmasse vor allem langsam wachsende Nadelhölzer verwendet. Durch das langsame Wachstum enthält das Holz längere, kräftigere Fasern, durch die die besondere Festigkeit erreicht wird. Aus diesem Grund besteht Kraftpapier beinahe zu 100% aus Zellstofffasern und enthält sonst nur geringe Mengen von Zusatzstoffen, mit denen gewisse Oberflächeneffekte und eventuell die Feuchtigkeitsempfindlichkeit verbessert werden. Außerdem werden auch keine Füllstoffe wie etwa Kreide verwendet, da sie das Papier schwächen würden.

Aus demselben Grund ist auch die Verwendung von Altpapier bei der Herstellung von Kraftpapier nicht möglich. Da Altpapier viele beschädigte Fasern enthält, würde die Zugfestigkeit wesentlich vermindert werden und damit allgemein die Festigkeit leiden. Zusätzlich wird das Papier oft gebleicht, um das Aussehen etwas aufzuhellen. Zu starkes Bleichen würde jedoch wiederum die Festigkeit mindern. Gelegentlich kommt auch Polyester als Träger zur Anwendung. Polyester hat viele positive Eigenschaften, die die Leistungen beim Schneiden oder Drucken verbessern. Insbesondere die Unempfindlichkeit gegenüber Feuchtigkeit und starken Temperaturschwankungen sind hier ausschlaggebend. Polyester hat auch eine besonders gleichmäßige glatte Oberfläche. Wegen der beträchtlich höheren Materialkosten verglichen mit Papier kommen Polyesterträger jedoch nur zum Einsatz, wo diese besonderen Eigenschaften unabdingbar sind, z.B. bei transparenten Folien und hochwertigen Laminaten, um beim Betrachten Wolkenbildung und optische Verzerrungen zu vermeiden, die durch leichte Unebenheiten im Kleber entstehen. Die Stärke von Polyesterträgern wird in µm ausgedrückt (und nicht in g/m² wie bei Papier).

Klebkraft und Planlage des Abdeckpapiers sind entscheidend

Abdeckpapiere werden mit verschieden Ablösekräften (release im engl.) hergestellt. Diese beschreibt die mehr oder weniger große Kraft, die nötig ist, um die Klebefolie vom der Silikonschicht auf dem Abdeckpapier zu trennen. Der richtige Releasewert ist ausschlaggebend für einfaches Entgittern und Ablösen der geschnittenen Folie. Eine zu niedrige Ablösekraft kann sich dabei genau so negativ auswirken wie ein zu hoher Wert.,Bei Schneidefolien und Digitaldruckfolien sind die Beständigkeit, Gleichmäßigkeit und Planlage des Abdeckpapiers ausschlaggebend für die Qualität des Endprodukts. Beim Digitaldruck ist das Abdeckpapier der Träger für die Klebefolie während des Druckvorgangs. Als solcher muss er totale Planlage haben und muss vollkommen frei von Curl, Blasen oder Wellen am Rand sein, um gleichmäßigen Vorlauf und vor allem jegliche Berührung mit den Druckköpfen zu vermeiden. Die großen Hersteller von Abdeckpapier, wie z.B. die niederländische Firma Loparex, haben der guten Planlage besondere Beachtung geschenkt und durch die strenge Auswahl von Zellstofffasern und die Optimierung des Herstellungsprozesses ihre Produkte auf ein hohes Qualitätsniveau gebracht. Die verschiedenen Arten von Abdeckpapier werden nach der Beschaffenheit des Papierkerns eingeteilt. Standardversionen sind einseitig mit Tonmineral als Streichmasse beschichtet. Bei hochwertigen Folien werden Abdeckpapiere verwendet, die auf einer oder beiden Seiten mit Polyethylen beschichtet sind.

Diese Ausführung hat eine geschlossenere Oberfläche, ist besonders formstabil und bleibt beim Verarbeiten steifer und weniger empfindlich gegenüber Temperaturschwankungen, was bei Digitaldruckern, die mit zusätzlichen Heizern arbeiten, wichtig ist. Wenn beide Seiten mit Polyethylen beschichtet sind, entstehen beim Schneiden auch viel weniger Staubpartikel, die andernfalls beim Verkleben und beim Druck Verunreinigungen verursachen können. Neben glatten Abdeckpapieren bieten mehrere Hersteller auch Folien mit geprägtem Abdeckpapier an. Dabei hat die Oberfläche je nach Hersteller eine mikroskopische Struktur aus Rillen, Karos oder neuerdings Pyramiden, wie z.B. bei den Hex’Press-Produkten des französischen Folienherstellers Hexis. Durch die Struktur wird erreicht, dass der anfängliche Oberflächenkontakt beim Verkleben sehr klein ist, d.h. er beschränkt sich nur auf die Ränder der Rillen oder Spitzen der Pyramiden. Durch diesen Effekt bleibt die Folie repositionierbar und kann vor dem endgültigen Festandrücken leicht wieder abgehoben werden. Durch die Kanäle können auch alle eventuell entstandenen Luftblasen einfach zum Rand geschoben werden.

Abdeckpapiere: Stark im Verbund

Die Dichte des Materials und der Feuchtigkeitsanteil spielen genau so eine wichtige Rolle wie die Fähigkeit, Feuchtigkeit aufzunehmen oder abzugeben. Alle großen Folienhersteller stabilisieren den Feuchtigkeitsgehalt während der Kleberschichtung auf einen optimalen Wert. Generell kann man sagen, dass ein dichteres, dickeres Papier steifer ist als ein dünneres und weniger dichtes. Gleichmäßige Stärke und Kohäsion des Abdeckpapiers sind wesentlich, um auch einen gleichmäßig beschaffenen Klebefolieverbund zu erhalten. Nur dadurch kann erreicht werde, dass die Schneidetiefe konstant ist und die Folie einerseits voll durchgeschnitten wird, das Messer aber gleichzeitig nicht in die Silikonschicht schneidet. Ein Verletzen der Silikonschicht führt dazu, dass der Kleber in das Papier eindringt, was zur Folge hat, dass das Abdeckpapier beim Ablösen der Folie leicht delaminiert, d.h. sich intern in Schichten trennt. Es ist wichtig, dass die Silikonschicht in ihrer Beschaffenheit dem Kleber entspricht, um den erforderlichen Wert für die Ablösekraft zu erzielen. Die Ablösekraft der Folie vom Abdeckpapier wird in N/25 mm gemessen, d.h. in Newton für einen 25 mm breiten Streifen. Der Wert der Ablösekraft ist abhängig von dem Zusammenspiel von Kleber und Beschaffenheit der Silikonschicht und variiert zwischen 0,2 bis 0,3 N/25mm. Zu bemerken wäre, dass die Ablösekraft ist bei einem ablösbaren oder repositionierbaren Kleber nicht notwendigerweise niedriger ist als bei einem permanenten Kleber. Diese Klebeeigenschaften betreffen nur die endgültig verarbeitete Folie.Um die Arbeit beim Entgittern zu erleichtern, bieten viele Folienhersteller zusätzlich weiße Folien mit einem hellblau getönten Abdeckpapier an, das durch die Einfärbung mit dem Weiß der Folie gut kontrastiert und so selbst kleinste Buchstaben und Folienränder gut zu sehen sind. Zusätzlich wird bei den meisten Herstellern die Rückseite mit dem Firmennamen oder Logo bedruckt.Zusammenfassend kann man sagen, dass die Wahl des Abdeckpapiers, sowohl von Seiten der Folienhersteller als auch für den Verarbeiter, mitentscheidend für die Qualität des fertigen Produkts ist. 

Autor: Martin Kugler für Hexis Group 

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