Software mieten statt kaufen: Ein Modell auch für Digitaldrucker?
Jurgen Verhulst, Applications Specialist bei SAi, wirft einen Blick auf mögliche Hindernisse für Anbieter und Kunden. Seit April 2014 bietet SAi ein Abonnement für das Signmaking-Softwarepaket Flexi an.
Die Möglichkeit, leistungsstarke Softwareprogramme im Abonnement auf monatlicher Basis zu beziehen, wird immer beliebter und immer häufiger genutzt. Zur Finanzierung der Software werden dann die jeweiligen Einnahmen herangezogen; anders als bei einem direkten Kauf ist keine größere Kapitalbindung erforderlich. Aufgrund der Vorteile, die dieses Softwarebereitstellungsverfahren für Großformatdruckdienstleister und Schilderhersteller, aber auch für Softwareentwickler und -händler bietet, sehen viele darin das Geschäftsmodell der Zukunft. Ist es bei genauer Kalkulation tatsächlich sinnvoll?
Das Konzept ist ganz einfach: Großformatdruckdienstleister und Schilderhersteller können auf eine vollständig spezifizierte und absolut aktuelle Version eines Softwareprogramms zugreifen und zahlen dafür monatlich circa 1,25 Prozent des gesamten Kaufpreises. Der Break-even-Zeitraum erstreckt sich damit bei theoretischer Betrachtung einer klassischen Kaufoption über rund sieben Jahre.
In der Realität ist das Abonnement wahrscheinlich noch länger die günstigere Alternative, da innerhalb des Zeitraums sicher eine neue Version der Software – mit größerem Funktionsumfang und höherer Leistung – veröffentlich wird. Auch kann es gut sein, dass der Kunde einen neuen Computer mit einer neuen Version des Betriebssystems erwirbt. Für ein Upgrade auf eine neue Version fallen derzeit rund 15 Prozent des ursprünglichen Preises an. Unter Berücksichtigung dieser zusätzlichen Investition schneidet das Abonnement etwa acht Jahre lang besser ab als der Kauf. Mit dem Abonnement steht Kunden immer die neueste Version zur Verfügung; ein Upgrade muss also nicht gesondert erworben werden. So ist stets für optimale Leistung und Wettbewerbsfähigkeit gesorgt – zu einem niedrigen Preis, der ohne Kapitalbindung aus den laufenden Einnahmen gedeckt werden kann.
Cloud-Software schont die Liquidität von Druckdienstleistern
Für Schilderhersteller gehen Investitionen in neue Software oftmals mit Investitionen in neue Geräte einher – die verfügbaren Mittel sind dementsprechend wahrscheinlich stärker begrenzt als zu anderen Zeitpunkten. Bei einer von uns durchgeführten Befragung gaben 31 Prozent der Anwender an, dass sie den Erwerb eines Abonnements dem Kauf eines vollständigen Softwarepakets vorziehen würden. Unter Anwendern, die einen Kauf erst innerhalb der nächsten sechs Monate in Erwägung zogen, stieg die Zahl der Interessenten für eine Abonnementlösung jedoch auf 48 Prozent, wobei sich zum Kaufzeitpunkt dann über 50 Prozent für eine Abonnementlösung entschieden.
Beim Abonnementmodell wird eine Vergrößerung des Kundenkreises erwartet, da der niedrigere Preis attraktiv ist. Natürlich betreiben die Vertriebsmitarbeiter dabei auch weiterhin Verkaufsförderung für die Software. Mit unserem eigenen Abonnementmodell haben wir zahlreiche Großformatdruckdienstleister und Schilderhersteller erreicht – innerhalb der ersten zwei Monate einige hundert mehr als prognostiziert.
Ein weiterer Aspekt: Die Vertriebskosten sinken erheblich und der Kaufvorgang wird automatisiert. Die Verpackung entfällt ebenso wie der Versand und die herkömmliche Rechnungsstellung. Ein einmal eingerichtetes Abonnementmodell ist nachhaltig und skalierbar; bei Bedarf können umgehend Lizenzen hinzugefügt werden.
Softwareanbieter brauchen Liquidität, um die Umstellung auf Abonnements zu unterstützen. Man darf gespannt sein, welche Unternehmen an dieser Stelle Engagement zeigen werden. Womöglich sind kleinere, privat geführte Softwareunternehmen eher in der Lage, das Modell zu implementieren, als große Publikumsgesellschaften, bei denen die Verfahren und Kosten eventuell schwieriger zu rechtfertigen sind. Letztlich könnten selbst Großunternehmen von den Marktkräften gezwungen werden, Abonnements anzubieten. Ähnliche Abläufe waren in der Musikbranche zu beobachten, wo eine Verlagerung weg von CDs hin zum Download von MP3-Dateien und dann zum Streaming erfolgte.
Cloud-Software kommt bei den Kunden an
Bei etablierten Softwareanbietern gibt es wahrscheinlich einige Kunden, die noch sehr alte Versionen der Software verwenden. Bei SAi gehen wir davon aus, dass das Abonnementmodell für diese Kunden sehr attraktiv ist – schließlich hat sich bereits gezeigt, dass diese Kunden nur ungern in ein neues klassisches Softwarepaket investieren möchten. Abonnements sind aber auch für neue Großformatdruckdienstleister und Schilderhersteller attraktiv, da hier wahrscheinlich zum gleichen Zeitpunkt Geräte erworben werden und somit Kostenkontrolle ein wichtiges Thema ist.
Software aus der Cloud bietet vielfältige Vorteile
Im Internet gibt es keine Ferien oder freien Wochenenden – Software kann an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr heruntergeladen werden. Zudem sind die Abonnementerträge nicht den klassischen Vertriebszyklen und -mustern unterworfen, was zu einem stabileren Umsatz führt. Bei den Vertriebsaktivitäten kann der Schwerpunkt stärker auf Softwareentwicklung und -marketing gelegt werden; die primäre Ausrichtung auf Umsatzziele entfällt.
Dank der zuverlässigen Erträge können genauere Gewinn- und Verlustprognosen gegeben werden, und der Cashflow lässt sich präziser kontrollieren. Durch die größere Planungssicherheit wird zudem die Mittelbereitstellung für F&E oder ähnliche Aktivitäten erleichtert.Führende Softwareanbieter werden sich auf die unterschiedlichen Kundenbedürfnisse einstellen und auch künftig sowohl eine Kauf- als auch eine Abonnementoption bieten. Abonnements geben Softwareanbietern allerdings eine beständigere finanzielle Grundlage – gleichzeitig erhalten damit alle Beteiligten ein bahnbrechendes Geschäftsmodell.