LFP-Grundlagen: Rip-Software für den Großformatdruck, Teil 2
Was ist die Aufgabe eines Rips? Welche grundlegenden Funktionen gibt es in dcer Software eines Raster-Image-Prozessors (RIP) Worauf sollten Sie beim Farbmanagement achten? Im zweiten Teil zum Thema RIP geht es in erster Linie um die Spezialfunktionen.
Welche Spektralfotomdeter uinterstützt der RIP?
Ein großer Teil der Anwender arbeitet mit vorgefertigten Ausgabeprofilen. Müssen Sie aber selber einmal ein ICC-Profil erstellen, können Sie auf Spezialfunktionen Ihrer Rip-Software zurückgreifen. Hierzu dienen die optionalen Module der Rip-Hersteller. Wichtig ist dabei zum Beispiel die eigene Farbmesstechnik. Alle marktüblichen Rips bieten Treibereinstellungen zum Betrieb von Spektralfotometern. Damit haben Sie auch die Möglichkeit, Linearisierungskurven sowie Vorgaben zu einem Gesamttintenlimit zu erstellen.
Oder Sie investieren in ein separates Programm. Dies bietet meist mehr Möglichkeiten als das Modul im Rip. Planen Sie ein wenig Zeit ein, um sich mit dem Programm vertraut zu machen. Hat man erst einmal die Vorgehensweise verstanden und kennt die Eigenheiten des jeweiligen Programms, lassen sich Standardmaterialien schnell einmessen. Um von Anfang an schnell zu einem Erfolgserlebnis zu kommen, empfiehlt es sich, eine Schulung zum Equipment dazuzubestellen. Der Aufpreis ist durch die Zeitersparnis schnell kompensiert. Zur Profilierung von seltener gefragten Materialien, wie zum Beispiel hinterleuchtete Folien, sind Spektralfotometer mit Transmissionsmodus nötig. Diese sind deutlich teurer als Messgeräte für Reflektionsmessungen. Wird ein Profil für ein solches Material benötigt, ist es daher oft sinnvoll, sich dieses Profil von einem Spezialisten erstellen zu lassen.
Besitzt man ein Spektralfotometer, kann es im Rip auch zur Farbersetzung verwendet werden. Dabei dient nicht der von einer Tabelle oder einem Eintrag angegebene Lab-Wert zum Ersatz eines Farbfeldes, sondern der von einer Vorlage direkt gemessene. Damit ist der Nachdruck von kundenspezifischen Farbvorlagen möglich.
Eine immer größer werdende Anzahl Druckern die mit wasserbasierenden Tinten arbeiten, sind mit einem integriertes Spektralfotometer ausgestattet. Dieses wird mittlerweile von allen handelsüblichen Rips unterstützt. Profilieren wird damit noch einfacher. Die im Rip enthaltenen Module zur Linearisierung senden die Testcharts an den Drucker und fragen die vom Drucker anschließend angelieferten Messdaten ab. Diese können sofort in ein Profil umgerechnet werden. Der Drucker nimmt dem Anwender damit die zeitintensive Messarbeit ab.
Qualitätskontrolle ist ein weiteres Thema, mit dem sich die Rip-Hersteller auseinandersetzen. Wie kann man auch nach mehreren Monaten noch gewährleisten, dass der Job genauso gedruckt werden kann wie zum Zeitpunkt der Profilerstellung? Durch andere Umgebungsbedingungen, wie zum Beispiel saisonbedingte Temperatur- und Luftfeuchtigkeitsunterschiede, oder einen Druckkopftausch kann es zu veränderten Druckergebnissen kommen. Hierfür existieren Funktionen, die sich im einfachsten Fall einer Ampelanzeige bedienen. Je nach im Hausstandard festgelegten Toleranzen der Farbabweichung zeigt die Ampel grün an, wenn alles in Ordnung ist. Leuchtet gelb auf, sind leichte Abweichungen messbar. Ob nun eine Aktualisierung notwendig ist, liegt in der Entscheidung des Anwenders. Bei einer roten Ampel sind die Farbabweichungen deutlich außerhalb der Toleranz. Im letzteren Fall muss nachkalibriert werden. Dies kann über eine Nachlinearisierung erfolgen, oder das Rip bietet einen kompletten Synchronisationsprozess auf das ursprüngliche Profil. Kontrolliert man dies regelmäßig, bleibt die Farbausgabe konstant.
RIPs sind auch bei der Produktion von Siebdruckfilmen nützlich
Eine weitere Spezialanwendung ist die Siebdruckfilmerstellung. War dies bisher eine Domäne von Filmbelichtern, so können auch Rips in Verbindung mit bestimmten Druckern und Spezialfilmmaterial einzelne Farbauszüge liefern. Die Rasterung erfolgt üblicherweise im konventionellen amplitudenmodulierten Raster. Die notwendigen Parameter lassen sich für die Farbauszüge getrennt nach eigenen Hausstandards einstellen. Selbst die direkte Ausgabe auf Siebe oder Offsetdruckplatten ist möglich.
Viele Rips bieten auch die offsetnahe Ausgabe von Drucken. Hier wird im Farbmanagement ein Simulationsprofil hinzugefügt. Die Fogra-zertifizierte Proof-Variante arbeitet mit optimierten Devicelink-Profilen und garantiert damit bestmögliche Proofausgaben. Ist eine solche Möglichkeit gegeben, kann vor der Druckausgabe im Großformat der Job nach Inhalt und Farbausgabe beurteilt werden.
Neben der Proofausgabe bietet die Einstellmöglichkeit eines Simulationsprofils den Vorteil, die Farbausgabe eines Großformatdruckers auf einem anderen Drucksystem nachzustellen. Eine annähernd identische Farbausgabe auf verschiedenen Ausgabesystemen ist ebenfalls damit möglich. Hierzu ist das Stichwort Campaign Printing zu nennen. Immer mehr Unternehmen, die Druckaufträge vergeben, möchten ein konstantes Ergebnis unabhängig vom Druckverfahren bekommen. Das bedeutet, ob ein Plakat im Offset-, Flexo-, Siebdruck oder Digitaldruck erstellt wird, es soll immer gleich aussehen.
PDF/X-1a werden vom RIP meist zuverlässigf verarbeitet
Wie gut funktionieren die aktuellen Rips mit den Modulen? Die Software-Pakete sind mittlerweile sehr gut ausgereift, und es gibt wenig offene Wünsche. Abgesehen von leichten Problemen, die immer wieder nach Funktionserweiterungen auftreten können, bestehen die meisten Schwierigkeiten in der PDF-Verarbeitung, zum Beispiel beim Einsatz der aktuellsten Adobe-Software. Um dem aus dem Weg zu gehen, bieten die Rip-Hersteller mittlerweile als Standardausstattung oder Option den original Adobe Postscript Interpreter neben Jaws oder Ghostscript an. Das erleichtert die Verarbeitung von PDF-Daten.
Ein einfacher Weg, um im Großformat druckbare PDFs zu kreieren, besteht in der Ausgabe von PDF/X-1a-konformen Daten. Hier entfallen das Transparenzenproblem sowie die Verwendung unterschiedlicher Farbräume in einem Dokument. Dies ist in dieser PDF-Version noch nicht definiert. Sowohl im Programm Adobe Illustrator als auch in Adobe Indesign besteht die Möglichkeit, diese PDF-Version als Vorgabe zum Export zu definieren.
RIP-Software: Anwender helfen den Entwicklern
Software ist ständig im Wandel. Daher stellen alle Rip-Hersteller ihren Kunden in unregelmäßigen Zeitabständen Programmaktualisierungen zur Verfügung. Hier muss zwischen Updates und Upgrades unterschieden werden. Diese Aktualisierungen innerhalb einer Version sind überwiegend kostenfrei und werden meistens vom Hersteller des Rips auf einem FTP-Server zum Download zur Verfügung gestellt. Da die Funktionen von Rips sehr vielfältig sind, kann es schon einmal in Verbindung mit einigen der zahlreichen Druckertreibern zu Problemen kommen. Hierbei sind die Rip-Programmierer auch auf die Rückmeldung der Anwender angewiesen. Dieser Dialog funktioniert inzwischen sehr gut und führt auch mit dazu, dass sich die Rip-Software immer weiter entwickelt und verbessert.
Arbeiten Sie mit einem RIP zur Probe
Die meisten Rips liefern beim Druckergebnis gute Ergebnisse. Welches Rip für Ihre Bedürfnisse das richtige ist, ist schwer zu sagen. So vielseitig, wie die Aufgabenstellung der Druckjobs ist, so unterschiedlich sind auch die Anwendungsmöglichkeiten des Rips. Legt man Wert auf einen modularen Aufbau für vielseitige Anwendungen, auf ein ausbaufähiges Client-Server-System für Dienstleister mit einem großen Maschinenpark, oder ist intuitive Bedienbarkeit mit einer Lösung für Anwender, die gerade in den LFP-Druck einsteigen, gefragt? Empfehlenswert ist es, sich vorab genau zu informieren und gemäß der individuellen Anforderungen beraten zu lassen. Anschließend kann das aus dem Beratungsgespräch hervorgegangene Rip mit einer temporären Lizenz eine Zeit lang in der Produktion intensiv getestet werden. DAzu beiten die RIP-Hersteller häufig kostenlose Try-Out.-Versionen an, die allerdings nichtbüberall zum Download bereit stehen. Danach können Sie mit gutem Gewissen eine entsprechende Kaufentscheidung treffen.
Michael Mussmann von Fujifilm
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