Digital Signage: Die Zukunft der Werbung
In immer mehr Bereichen sind Displays am P.o.S., aber auch als Wegweiser und Werbemedium im Außenraum nicht mehr wegzudenken. Das stellt auch die Digitaldruckbranche vor neue Herausforderungen.
In Berlin ist es schon geschehen: Im prestigeträchtigen U-Bahnhof Friedrichstraße wird nur noch digital geworben. Herkömmliche Werbung auf Papierplakaten wird es hier nicht mehr geben, denn seit Anfang Juli 2010 sind dort 26 digitale Werbeträger, 14 Postervitrinen und 12 City Light Boards im Einsatz. Zusätzlich sollen zwei Terminals direkt am Bahnsteig Informationen für Touristen und Einheimische vorhalten sowie Interaktion ermöglichen. Rund zwei Jahre tüftelte die Wall AG an dem »Werbestandort der Zukunft«, nach Angaben des Anbieters handelt es sich um den ersten U-Bahnhof weltweit, der ausschließlich mit digitalen Werbeträgern ausgestattet ist. Durchschnittlich passieren täglich rund 47.500 Fahrgäste die Station.
Daniel Wall, Vorstandsvorsitzender der Wall AG zeigte sich daher bei der offiziellen Einweihungsfeier der Anlage mit 400 geladenen Gästen am 8. Juli 2010 überzeugt: »Für Wall beginnt heute eine neue Ära. Dieser Tag ist ein Meilenstein in der Geschichte der Außenwerbung. Mitten im Herzen Berlins haben wir einen Ort für einzigartige Werbeinszenierungen geschaffen, dessen Kreativpotenzial alle bisherigen Möglichkeiten übertrifft.« Während des gesamten Monats Juli waren alle Werbeflächen des Bahnhofs vom Chip-Hersteller Intel für seine Kampagne »Wir machen morgen möglich« gebucht. Bis 2011 will die Wall AG weitere hochfrequentierte Berliner U-Bahnhöfe, etwa 2011 die Stationen Zoologischer Garten und Alexanderplatz, mit digitalen Werbeträgern ausrüsten. Die digitalen Displays sollen jedoch nicht nur werbliche Inhalte, sondern auch Infotainment anzeigen, ein eigenes Redaktionsteam soll die Inhalte editieren.
Digital Signage für den Buchhandel
Dass sich Bücher und Bildschirm nicht gegenseitig ausschließen müssen, weiß man spätestens seit Kindle, iPad und Co. Zum Buchverkauf im Laden werden Displays heute jedoch noch selten eingesetzt. Das könnte sich schon bald ändern: Seit Herbst 2009 testet die Buchhandelsgruppe Thalia in ihrer Filiale in Weiterstadt verschiedene Touchscreens und Digital-Signage-Lösungen von Sony Professional, um Funktionalitäten aus dem Thalia-Online-Shop auch in der stationären Buchhandlung verfügbar zu machen. »Für ein endgültiges Resümee ist es zwar noch zu früh, aber wir können heute schon feststellen, dass die Multimedia-Elemente, die wir in unseren Buchhandlungen zur Verfügung stellen, bei unseren Kunden Zuspruch finden«, sagt Tobias Volgmann, Projektleiter im Handels-Controlling bei der Thalia Holding GmbH. »Vor allem multimediale Elemente wie die ›Weltkarte des Verbrechens‹ oder die Touchscreens, über die Kunden Buchbesprechungen unserer Buchhändler vor Ort einsehen können, erfreuen sich zunehmender Beliebtheit.« Die Thalia-Filiale in Weiterstadt ist als multimediale Erlebniswelt konzipiert, in der Online-Angebote und klassischer Buchhandel eng miteinander verwoben sind. Eine Informationsstele mit Sensortechnologie im Eingangsbereich weist Kunden den Weg in die gewünschte Abteilung. Besonders hoch in der Gunst der Bücherfreunde stehen die überall in der rund 2.000 qm großen Buchhandlung verteilten Touchscreens mit Hintergrundinformationen zu einzelnen Genres, zahlreichen Buchrezensionen von Thalia-Buchhändlern oder Online-Spielen in der Kinderwelt. Die Displays sind in Bücherregale integriert oder direkt an Büchertischen installiert. Zum Großteil entstammen die Inhalte – wie beispielsweise Buchbesprechungen – dem Online-Shop.
Digital Signage liegt im Trend
Dass eine prestigeträchtige U-Bahnstation im Herzen der Hauptstadt komplett mit Displays ausgestattet wird, zeigt, wie sehr Vermarkter und Agenturen an das Medium glauben. Digital Signage wird sich nicht als Strohfeuer entpuppen. Schließlich hat sich auch das Internet nicht – wie anfangs von manchen erwartet – innerhalb weniger Jahre von selbst erledigt. Aber wie beim Internet wird sich erst in einigen Jahren zeigen, welche Anwendungen wirklich praktikabel sind. Denn nur wenn die richtigen Inhalte das Interesse des Umworbenen nachweisbar wecken und festhalten, werden sich die hohen Investitionen in Hardware und Vernetzung tragen. Das erscheint in Verkaufsräumen, die mit relativ homogenem Publikum gefüllt sind, einfacher als in öffentlichen Räumen mit breit gestreutem Passantenvolumen – und wo noch dazu Vandalismus und Ad-Busting zum teuren Problem werden können. Trotzdem ist es absehbar, dass Digital Signage in einigen Bereichen den Druck ersetzen wird. Das gilt gerade auch in margenstarken Bereichen wie der Ausstattung von Concept- und Flagship-Stores. Hier tun Druckdienstleister gut daran, die Entwicklung im Auge zu behalten und Zukunftskonzepte für das eigene Angebot anzustoßen.
Autorin: Sonja Angerer