Digitaldruck | Grafisch, 2D

Geschäftsklimaindex stürzt auf Zehnjahrestief

Das Geschäftsklima in der deutschen Druck- und Medienbranche hat sich im April massiv verschlechtert. Bereits im Vormonat hatte sich angedeutet, dass die Auswirkungen des Lock-Down auf die Druckindustrie enorm sein würden. Im April fiel der vom Bundesverband Druck und Medien berechnete Geschäftsklimaindex gegenüber dem Vormonat um saisonbereinigt 16 Prozent – der stärkste Rückgang seit Februar 1991. Im Vorjahresvergleich verlor der Index saisonbereinigt sogar 18,3 Prozent und stürzte auf ein Zehnjahrestief.

Geschäftsklima-Index der Druck- und Medienbranche stürzt im April 2020 steil ab
Geschäftsklima-Index der Druck- und Medienbranche stürzt im April 2020 steil ab

 

 

Im April beurteilten die vom ifo Institut befragten Druck- und Medienunternehmen sowohl ihre aktuelle Geschäftslage als auch ihre erwartete Geschäftsentwicklung wesentlich schlechter als im Vormonat. Die Werte der aktuellen und der erwarteten Geschäftslage bestimmen die Entwicklung des Geschäftsklimas, das einen guten Vorlaufindikator für die Produktionsentwicklung der Druck- und Medienindustrie darstellt.

bvdm: das verheerende Ausmaß wird sichtbar

Während sich die wirtschaftlichen Folgen der Coronavirus-Pandemie in der Geschäftslageeinschätzung des vergangenen Monats noch nicht vollumfänglich widerspiegelten, wird in der Geschäftslagebeurteilung des aktuellen Monats das verheerende Ausmaß der Coronavirus-Krise sichtbar. Der saisonbereinigte Geschäftslageindex stürzte im April auf den niedrigsten Stand seit dem November des Krisenjahres 2009 und notierte mit 81,3 Punkten 17,5 Prozent unter dem Vormonatsniveau – dies ist der stärkste Rückgang seit Februar 1991. Im Vergleich zum Vorjahr betrug das Minus sogar 18,2 Prozent. Entscheidende Gründe für einen derartigen Indexeinbruch sind die Coronavirus-bedingten stark rückläufigen Nachfrage- und Produktionsentwicklungen. Folglich ist es wenig verwunderlich, dass im April auch die Kapazitätsauslastung der befragten Unternehmen im Vergleich zum Vorjahresmonat um 15,3 Prozentpunkte fiel und mit 68,3 Prozent auf einem neuen Allzeittief notierte. Zudem gaben 83 Prozent der Unternehmen an, dass sie derzeit mit Produktionsbehinderungen zu kämpfen haben, wobei der Auftragsmangel von 63 Prozent der Befragten als zentraler Faktor für die eingeschränkte Produktionstätigkeit angesehen wurde.

56% der Unternehmen befürchten Verschlechterung

Auch hinsichtlich ihrer für die nächsten sechs Monate erwarteten Geschäftslage zeigten sich die Druck- und Medienunternehmen sehr pessimistisch. So fiel im April der saisonbereinigte Index der Geschäftserwartungen im Vergleich zum Vormonat um 14,4 Prozent und notierte mit 81,6 Punkten auf dem niedrigsten Stand seit April 2009. Noch stärker fiel der Rückgang (-18,3 Prozent) im Vergleich zum Vorjahr aus. Während rund 12 Prozent der Befragten eine positive Entwicklung ihrer zukünftigen Geschäftslage erwarteten, gaben rund 56 Prozent der Unternehmen an, dass sich ihre geschäftliche Situation in den nächsten sechs Monaten eher noch verschlechtern wird. Im Vergleich zum Vorjahr nahm der Saldo somit um 36 Prozentpunkte ab. Auch im Vergleich zum Vormonat entwickelte sich der Saldo negativ und büßte saisonbereinigt 27 Prozentpunkte ein.

Anlässlich der Corona-Krise haben der bvdm und die Druck- und Medienverbände der Länder zwischen dem 20. und 26. April eine Sonderumfrage durchgeführt, an der nahezu 10 Prozent der Branchenunternehmen teilgenommen haben. Somit spiegeln die zeitnah veröffentlichten Ergebnisse der Kurzumfrage die derzeitige wirtschaftliche Situation der Druck- und Medienindustrie wesentlich detaillierter und umfassender wider als es das Konjunkturtelegramm zulässt.

Hintergrundinformationen zum bvdm-Konjunkturtelegramm sowie Hinweise zur Teilnahme an den monatlichen ifo Konjunkturumfragen finden Sie hier:
Die Ergebnisse der im April erfolgten Sonderumfrage der Druck- und Medienverbände finden Sie hier

(bvdm)

 

Kommentar: Wer am lautesten schreit

 Aktuell hat sich die Autobranche bereits in Position gebracht, um ein spezielles Konjunkturprogramm für den Kauf von Neufahrzeugen einzufordern. Es bleibt zu hoffen, dass Steuergelder nur für besonders umweltfreundliche Fahrzeuge eingesetzt werden. Alles andere wäre eine Provokation, angesichts der goldenen Jahre, die die Autobranche seit der Abwrackprämie 2009 zelebriert hat.

Leider gilt aktuell stärker denn je „Wer am lautesten schreit, der hat die Chance am ehesten was zu erhalten.“ Insofern kann man den bvdm nur ermutigen, dran zu bleiben um in Berlin und in den Bundesländern auf die Gefahr des Verlustes von hochqualifzierten Unternehmen der Druck- und Medienbranche aufmerksam zu machen. Bekanntlich profitiert von einer in den Tagen wieder anlaufenden Wirtschaft die Druck- und Medienbranche erst mit beträchtlicher Verzögerung.

Hermann Will

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