Glasdruck: Sichtschutz oder Werbung mit Folienbeklebung
Dekorationen, Sichtschutz oder Promotion-Aktionen – mit Effektfolien und -filmen lassen sich Glasscheiben in faszinierende Eye-Catcher verwandeln. Doch sowohl bei der Auswahl der in Frage kommenden Folien als auch bei deren Verarbeitung sind verschiedene Aspekte zu berücksichtigen.
Können wir unsere Scheiben so von innen bekleben, dass die Motive nach außen wirken?« Eine Frage, mit der Kunden bei Großformat-Druckereien anklopfen. So wollen zum Beispiel Einzelhändler Schaufensterflächen ganz oder teilweise effektvoll zur Geltung bringen. Bei anderen Kunden wiederum ist Diskretion gefragt: Unter anderem versperren Fitness- und Sonnenstudios, Versicherungsagenturen oder Gaststätten den Passanten auf der Straße mit attraktiven Transparentgrafiken die Sicht nach innen, ohne ihren Kunden den Blick nach draußen zu verwehren. Kurz: Überall dort, wo es größere Glas- und Fensterflächen gibt, sind dem Ideenreichtum dank innovativer Effektfolien und -filme für den großformatigen Inkjet-Druck praktisch keine Grenzen gesetzt.
Glasdruck: Wann Folien, wann Filme?
Bei der Realisierung solch anspruchsvoller Jobs ist allerdings ein gewisses Maß an Praxis-Knowhow gefragt. Das fängt schon bei der Auswahl der Verbrauchsmaterialien an: Nicht jeder auf den ersten Blick geeignete Bedruckstoff ist tatsächlich die ideale Wahl. Effektfolien aus Vinyl sind besonders flexibel und decken den Löwenanteil der Anwendungen ab. Ist jedoch hohe Dimensionsstabilität gefragt, kommen Polyester-Filme für den Glasdruck zum Zuge. Bei Leuchtkästen werden beispielsweise 200 µm und mehr ›starke‹ Filme in die Kästen gestellt bzw. in Klapp- oder Klemmrahmen eingespannt. Dünne Folien würden hier allzu schnell die Form verlieren. Beim Verarbeiten und Applizieren der jeweiligen Materialien auf Glasflächen sind verschiedene Tricks und Kniffe zu beachten, wenn die angestrebten Effekte tatsächlich erreicht werden sollen.
Digitaldruck für Innen und Außen
Wie beklebt man etwa Fensterscheiben von innen, wenn Motive sowohl von außen als auch von innen zu sehen bzw. zu lesen sein sollen? Zunächst bedruckt man zum Beispiel einen glasklar transparenten Film/Vinyl spiegelverkehrt und klebt diesen innen auf die Scheibe. Dahinter wird eine weiße, opake Folie kaschiert, auf die das Motiv richtig herum gedruckt ist. Hervorragend dafür geeignet sind beidseitig weiße Vinyl-Folien mit hochglänzender Vorderseite für extrem satte Bilder, die von einer darunter liegenden Blockout-Schicht noch verstärkt werden. Die Rückseite der Vinyl-Folie sollte neutral weiß sein und das Druckbild nicht durchscheinen lassen.
Sublimationsverfahren für Inkjet-Druck auf Glas
Soll Glas direkt beklebt werden und gleichzeitig der volle Durchblick gewahrt bleiben, sind Vinyl-Folien weniger gut geeignet. Dieser Kunststoff wirkt auf Glas in aller Regel milchig. Für solche Anwendungen sind Polyester-Filme besser geeignet. Sie punkten mit ihrer hohen Transparenz und Dimensionsstabilität. Zudem lassen sie sich leicht verkleben und auch nach längerer Zeit wieder rückstandsfrei ablösen. Hochwertige Polyester-Filme bieten kratzfeste Glossy-Oberflächen für lebendige Bilder mit sehr hoher Dichte. Je nach Anwendung ist auf Hitzebeständigkeit und lange Haltbarkeit zu achten. Und noch etwas: Monomere Folien können unter Umständen bei sehr niedrigen Temperaturen stark schrumpfen und damit große Glasscheiben zerspringen lassen. Vorsicht: Haarrisse in Glasscheiben sind nicht immer vor dem Kleben zu erkennen!
Sind Folien und Filme nicht mit einer selbstklebenden Schicht ausgestattet, empfiehlt sich auch bei Glas und anderen klaren Untergründen die Nassverklebung – wie bei allen glatten Untergründen. Dazu bieten sich spezielle hochtransparente und doppelseitige Klebefolien an, wobei eine Seite z. B. permanent klebend, die andere ablösbar ist. Auf jeden Fall sollte beim Kleben hinter Glas niemals herkömmlicher Kleber verwendet werden, da dieser schmieren kann. Wer beim Nassverkleben mit destilliertem Wasser arbeitet, vermeidet jegliche Kalkflecken. Den Untergrund am besten mit einer Sprühflasche gleichmäßig benetzen. Einige Tropfen Spülmittel entspannen den Wasserfilm, was das Verkleben leichter macht. Jetzt die Folie oder den Film an der gewünschten Stelle auf dem Wasserfilm positionieren. Da das Substrat auf dem Wasserfilm »schwimmt«, sind Korrekturen ohne Weiteres möglich. Last but not least: Das Wasser zwischen dem Klebstoff und dem Untergrund mit einem Kunststoff- oder Filzrakel vorsichtig von der Mitte aus in Richtung Außenrand herausstreichen. Bleiben kleine Schlieren, ist das kein Malheur. Sie sollten sich später herausziehen, da die Feuchtigkeit verdunstet.
Perforierte Folien auf Glas geben Sichtschutz
Man soll von außen nicht ins Schwimmbad oder Sonnenstudio hineinschauen können, aber dennoch muss Tageslicht hereinkommen? Hier bietet es sich an, Fenster bis auf Zweidrittelhöhe mit bedruckten Dekorfolien zu bekleben. So dringt am Tag ausreichend Licht in die Räume. Und bricht die Dunkelheit herein, leuchtet dem Betrachter von außen schon von weitem das Motiv entgegen, da jetzt das Licht von innen durch die Folien nach draußen dringt. Dekorfolien gibt es wie Sand am Meer. Doch nur wenige lassen sich sowohl gut bedrucken als auch weiterverarbeiten. Ideal sind halbtransparente polymere Selbstklebefolien mit Lösemittelkleber. Bieten die Folien eine leicht silbern schimmernde Oberfläche, ermöglicht das schicke Sandstrahl-Effekte bei höchster Farbtiefe und lebendiger Bildwiedergabe. Wo Sichtschutz gefragt ist und gleichzeitig der Durchblick nach draußen uneingeschränkt gewahrt bleiben soll, spielen perforierte Folien ihre Stärken aus. Sollen öffentliche Verkehrsmittel beklebt werden? Dann ist darauf zu achten, dass die Folien alle Kriterien für die Verkehrszulassung erfüllen. B1- und M1-zertifizierte Folien dürfen auch in brandschutzsensiblen Bereichen wie unter anderem in Flughäfen eingesetzt werden.
Was bei Glas-Laminaten zu beachten ist
Mit entsprechenden Laminaten können unterschiedliche Anmutungen der Oberflächen erzielt werden, wie z. B. Gloss, Satin, Matt et cetera. Außerdem schützen Laminate vor mechanischen Beanspruchungen. Manchmal müssen Effektfolien mit Laminaten versteift werden, um die Folien leichter verkleben zu können. Grundsätzlich gilt: bei polymeren Folien auch polymere Laminate verwenden sowie monomere Folien zu monomeren Laminaten und gegossene zu gegossenen Produkten. Denn beide weisen das gleiche Schrumpf- bzw. Dehnverhalten auf. Ansonsten besser mit Polyester arbeiten. Dieses Material schrumpft und dehnt sich nicht. Und es ist einfach länger haltbar.
Autoren: Dennis Lowinski und Norbert Schwindling (Anwendungsexperten bei der Fujifilm Sericol Deutschland GmbH in Köln)