Vom Siebdruck zur gedruckten Elektronik
Das inhabergeführte Schweizer Familienunternehmen Printcolor besitzt eine lange Tradition im Bereich der Druckfarbenentwicklung. Seit 2011 ist Printcolor auch im Bereich gedruckter Elektronik tätig. Lesen Sie im Interview mit Philipp Tenberge, was heute bereits möglich ist und wie Printcolor die Zukunft der gedruckten Elektronik sieht.
PrintInnovation: Herr Tenberge, Printcolor kommt traditionell aus dem Bereich des grafischen und industriellen Siebdrucks. Seit 2011 ist das Unternehmen auch im Bereich gedruckter Elektronik tätig. Was bewog Printcolor zu diesem Schritt?
Philipp Tenberge: Der Umsatzrückgang im Bereich des grafischen Siebdrucks bewegte uns dazu, neue Geschäftsfelder zu erschließen. Die existierenden Marktzugänge im industriellen Siebdruck können gut dazu genutzt werden in der gedruckte Elektronik Fuß zu fassen.
Um unseren Kunden das bestmögliche Know-how zu bieten, gingen wir eine Kooperation mit dem Technologiepartner Conductive Compounds (USA) ein, die seit circa 30 Jahren im Bereich der gedruckten Elektronik tätig sind. Somit profitieren beide Unternehmen: Printcolor vom technologischen Know-how im Bereich gedruckter Elektronik und Conductive Compounds von unserer Vertriebsstruktur in Europa und unseren Erfahrungen im Siebdruck.
PrintInnovation: Welche Druckverfahren können für das Drucken elektronischer Strukturen verwendet werden? Welche Anforderungen bestehen an die Verfahren?
Philipp Tenberge: Printcolor ist auf die Bereiche Sieb-, Tampon- und Flexodruck spezialisiert. Verfahren wie Flexo- oder Tampondruck können direkt für den elektronischen Bereich eingesetzt werden, beim Siebdruck sind jedoch Anpassungen nötig. Gerade im Bereich der Druckvorstufe werden klassischerweise Siebe aus Polyestergewebe verwendet, um diffizile Leiterbahnen genau zu Drucken sind jedoch oft Stahlgewebe und Kapillarfilme nötig. Auch die abschließenden Trocknungsprozesse sind anders als im klassischen Siebdruck.
Viele unserer Kunden verzeichnen Umsatzeinbußen im Bereich des grafischen Siebdrucks und suchen neue Märkte. Im Gegensatz zu unseren Mitbewerber bieten wir neben den Siebdruckfarben auch das nötige Know-how zur Umsetzung an. Printcolor versteht sich als Systemlieferant: Wir begleiten unsere Kunden von der Optimierung der Druckprozesse zur Konzeption über das Prototyping bis hin zur Integration in die Produktion.
PrintInnovation: Digitaldruck ist in aller Munde. Was ist mit dieser Technologie im Bereich gedruckter Elektronik bereits möglich?
Philipp Tenberge: Bereits heute können mit hochpreisigen Nanosilbertinten im Digitaldruck elektronische Strukturen hergestellt werden. Allerdings eher im Bereich der Forschung, weil hier geringe Stückzahlen benötigt werden und das Layout oft wechselt. Im Bereich Prototyping wird sich der Digitaldruck sicher mittelfristig durchsetzen.
PrintInnovation: Sie erwähnten gerade die teuren Nanosilbertinten. Welche Tinten verwendet Printcolor und für welche Anwendungen sind diese geeignet?
Philip Tenberge: Printcolor vertreibt die ganze Bandbreite, die heute an organischen Leitpasten eingesetzt werden, zum Beispiel, um Touch Panels oder Frontfolien herzustellen. Darunter Silberleitpasten, Carbon-Leitpasten, Isolationssysteme oder leitfähige Klebstoffe. Weitere Anwendungen ergeben sich im Bereich EMV (elektromagnetischen Verträglichkeit), der Medizintechnik oder im Automobilbereich.
Als Druckfarbenhersteller mit einer langen Historie bietet Printcolor natürlich auch eine Fülle von technischen Druckfarben und funktionellen Sonderprodukten an.
PrintInnovation: Welche Produkte werden heute industriell gedruckt und welche Anwendungen sehen Sie in der Zukunft?
Philip Tenberge: Klassiker sind Frontfolien, gedruckte Heizungen und alle Arten von Sensoren. Die gedruckte Elektronik wird immer dort eingesetzt, wo eine Platz- und Gewichtseinsparung nötig ist. Weitere Anwendungen sehe ich in Zukunft im Bereich von Touch Panels im Automobil, in weißer Ware und weiteren Bedienelementen.
PrintInnovation: Vielen Dank für das Gespräch.
Printcolor besitzt als inhabergeführtes Schweizer Familienunternehmen eine lange Tradition in der Herstellung von Druckfarben. Rund 100 Mitarbeiter entwickeln, produzieren und vertreiben an vier Standorten maßgeschneiderte Lösungen und hochwertige Standardprodukte. Im Bereich der gedruckten Elektronik begleitet Printcolor seine Kunden von der Optimierung der Druckprozesse zur Konzeptionierung über das Prototyping bis hin zur Überführung in die Produktion. Printcolor stellt auf der Lopec in Halle B0 am Stand 326 aus.
Philipp Tenberge, gelernter Lacktechniker, ist seit 2007 bei Printcolor beschäftigt. Nach fünf Jahren im Bereich Anwendungstechnik und Entwicklung am Standort Schweiz ist er seit 2012 im Bochum im technischen Außendienst tätig. Er ist zuständig für Markt der gedruckten Elektronik in Deutschland und Österreich.