Digitaldruck | Grafisch, 2D

Weniger Besucher bei der Viscom 2020

Die Entwicklung bereitet Sorge: Die Besucherzahlen der vom 7. bis 10. Januar in Düsseldorf veranstalteten Messe „Viscom“ sind nach einem Anstieg im Januar 2019 wieder auf das Niveau von 2017 gesunken. Kein Wunder: Zum Aufbau mussten Aussteller aus Bayern und Baden-Württemberg und Sachsen-Anhalt den 6. Januar nutzen, der in den genannten Bundesländern schließlich Feiertag ist. Zudem fiel der Messebeginn auf den ersten, beziehungsweise zweiten, Arbeitstag nach der Weihnachtspause von mehr als zwei Wochen. Vom Leiden der Viscom könnte die vom 30. Januar bis 1. Februar in Stuttgart stattfindende Wetec profitieren. Die Viscom wird veranstaltet von der Reed Exhibitions, zu der auch seit 2019 die Imprint zählt, während die Wetec in den Händen der Messe Stuttgart liegt. Kommentar von largeformat.de-Herausgeber Hermann Will

Die Viscom 2020 blieb hinter den Erwartungen zurück
Viscom 2020 auf dem Messegelände Düsseldorf. Bei den Ausstellern herrschte nicht nur Freude vor, sondern teils Ratlosigkeit, über die mangelnden Synergien zwischen der erfolgreichen PSI und der Viscom. Kann die in Stuttgart  vom 30. Januar bis 1. Februar stattfindende Wetec davon profitieren?

In der Presseverlautbarung mit den Besucherzahlen der Viscom 2020 liest sich alles sehr elegenat: „Digitaler Großformatdruck, brillante Farben, schillernde Folieneffekte für die Innenraumgestaltung, Innovationen in der Textilveredelung und sogar eine Weltpremiere prägten Europas Fachmesse für visuelle Kommunikation in Düsseldorf. Das neue Konzept mit dem Schwerpunkt auf Mitmachen und Erleben und eine innovative Aufplanung kamen bei Ausstellern und Fachbesuchern gut an. Die hohe Qualität der Gespräche und Abschlüsse konnte allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich in der Quantität das Vorjahresniveau nicht halten ließ. Mit 7.160 Besuchern kamen etwa so viele wie 2017. Obwohl sich der Verbund von PSI, PromoTex Expo und viscom zur Welt des Werbens und Verkaufens belebend auf das Messegeschehen auswirkt, hätten sich viele Aussteller eine höhere Frequenz gewünscht. „Wir sind seit 20 Jahren dabei und haben auch gute Geschäfte gemacht. Der erste Tag war allerdings etwas flau in der Frequenz“, sagte Lars Bendixen, Segment-Manager Werbetechnik beim Schneidmaschinen-Hersteller Zünd. Bei Boris Buhl, Vertriebsleiter für die DACH-Region, fällt das Fazit ebenfalls gemischt aus. „Das Konzept stimmt. Die Werkstatt als zentrale Mitmachfläche auszubauen und die Besucher in Routen durch die Halle zu führen, ist eine gute Idee. Doch es kommt immer noch der Faktor Mensch dazu. Es ist offenbar schwierig, mehr Besucher dazu zu bewegen, von der PSI auf die Viscom zu kommen und sich damit zu beschäftigen. Eine noch engere Verzahnung der drei Veranstaltungen wünscht sich auch Nathalie Eichner, Marketingleiterin bei Trotec. „Ohne die Zusammenführung wäre es für die Viscom sicher noch schwieriger, doch die Synergien könnten sich noch spürbarer auswirken. Die Messe hat unsere Erwartungen getroffen, aber nicht übertroffen.“
Zufrieden zeigte sich auch Volker Lienig von Mutoh. „Wir hatten hier die Weltpremiere unseres neuen Druckers Xpertjet 461UF und der ist sehr gut angekommen“, betonte der Sales- und Marketing-Manager. Für ihn steht die Qualität der Kundengespräche im Mittelpunkt. Das hohe Interesse sieht er unter anderem in der gelungenen Inszenierung begründet. „Die asymmetrische Architektur der Hallengestaltung sorgt für ein sehr entspanntes Messeerlebnis. Die Besucher nehmen sich deutlich mehr Zeit.“ Diesen Eindruck kann Uwe Niklas als Vertriebsleiter von Mimaki nur unterstreichen. „Wir wollten Veränderungen und haben sie bekommen. Die Verbindung zwischen den Messen ist gut, die Werkstatt ist sehr gelungen. Doch das Pflänzchen braucht Zeit zu wachsen und die sollten wir ihm alle geben.“ 

Viscom-Halle mit ungünstiger Anbindung

 Soweit die nichts beschönigende Presseerklärung. Meinen Beobachtungen zufolge und als Quintessenz aus diversen Recherchen war die bespielte Messehalle am ersten der drei Messetage nicht an den Busshuttle angebunden, sondern die Leute mussten sich vom Nordeingang durch die Halle der PSI zur Viscom-Halle durchfragen. Eine Messe, die ohnehin schwächelt, wie an einer Perlenkette an das Ende anzubinden, führte leider dazu, dass der vielbeschworene Synergie-Effekt zwischen PSI und Viscom an diesem Tag kaum stattfand.

Dass die bei der PSI ausstellenden Unternehmen auch organisatorisch schlagkräftiger aufgestellt sind, als die Hersteller von Produkten für Werbetechnik und digitalen Großformatdruck, zeigte auch die Pressekonferenz zur Messeeröffnung. Während der 50 Minuten der Pressekonferenz dominierte eindeutig das Thema „PSI“. Der Viscom mit Werbetechnik und Großformatdruck wurden gerade mal vier magere Minuten gewidmet.

Die Lobbyarbeit, die die PSI, das internationale Netzwerk der Werbeartikelwirtschaft leistet, ist vorbildlich. So hatten sich die Vertreter des PSI zur Pressekonferenz die Parlamentarische Staatssekretärin Elisabeth Winkelmeier-Becker geholt, die der Branche in diversen Details Unterstützung zusagte und auch deutlich für mehr Nachhaltigkeit bei der Produktion von Werbeartikeln warb. Speziell bei der Dokumentationspflicht von Werbeartikeln, die eine Wertgrenze von 10 Euro übersteigen setzt der Verband auf Winkelmeier-Beckers Unterstützung. „Der bürokratische Aufwand, der hier anfällt, steht in einem unverhältnismäßigen Aufwand. Es lohnt sich sicher, dies zu prüfen“, so die Parlamentarische Staatssekretärin.

Werbetechniker, Digitaldrucker schwach bei Lobby-Arbeit

Solange sich die Branche der Digitaldrucker und Werbetechnik-Anbieter nicht deutlicher in der Öffentlichkeit positionieren, bleiben sie ein Spielball der jeweiligen Messegesellschaften.Fakt ist, dass die äußerst erfolgreiche Fespa die Einnahmen aus den Erfolgen in europäischen Märkten in den vergangenen 15 Jahren konsequent reinvestierte, um sich international als der Messeveranstalter aufzustellen, Fakt ist, dass die Verbandsarbeit für deutsche/deutschsprachige Werbetechniker und Digitaldrucker jeweils nur Teilaspekte des Marktes berücksichtigt. So gibt es einerseits den Bundesinnungsverband der Schilder- und Lichtreklamehersteller und andererseits die Digitaldrucker, die teilweise im Bundesverband Druck und Medien (bvdm) organisiert, aber dort nur eine kleine Minderheit darstellen. Solange jedoch die Interessenvertreter keine eindeutige Position in der Öffentlichkeit beziehen, wird sich das Thema nicht wesentlich ändern und die Messeveranstalter können ungehindert experimentieren.

Bei allem Lob für die PSI:, auch deren Besucherzahl lag mit 16.367 gegenüber 17 602 minimal schlechter als 2019. Doch in  den kommenden Tagen wird der Fokus auf Stuttgart und der Wetec liegen. Wir sind gespannt, ob die Stuttgarter Veranstaltung von der Entwicklung profitiert.

Viscom 2021 vom 12. bis 14. Januar

Die nächste Viscom findet vom 12. bis 14. Januar 2021 in Düsseldorf statt, zeitgleich zu den Fachmessen PSI – Europäische Leitmesse der Werbeartikelwirtschaft und PromoTex Expo – Internationale Fachmesse für Promotion-, Sports- und Workwear. Gemeinsam bilden sie Europas größten Messeverbund zum Thema Werben und Verkaufen.

Powered by eZ Publish™ Content Management System.
OK